Hanna Ungar organisiert das Nachbarschaftsfest in der Zehntstraße mit ihren Freunden und Nachbarn.
Hanna Ungar organisiert das Nachbarschaftsfest in der Zehntstraße mit ihren Freunden und Nachbarn.

„WIR HOLEN UNS DIE STRASSE ALS LEBENSRAUM ZURÜCK“

HanNa Ungar im Portrait

Wir treffen Hanna Ungar an einem grauen Januartag in der Zehntstraße, dem Wohnort der jungen Mutter und freiberuflichen Grafikdesignerin. Hana Ungar lebt hier mit ihrer vierköpfigen Familie. In ihrer Häuserzeile gibt es viele kleinere ehemalige Werkshäuser, die an junge Familien vermietet sind oder als Eigenheime erworben wurden.

 

Am Ende der Straße blickt man auf eine Backsteinmauer und das dahinter liegende Gelände des ehemaligen Carlswerks mit alten Industrie- oder Verwaltungsgebäuden. Die hohe Ziegelsteinmauer ist an vielen Stellen mit Stacheldraht versehen. „Für mich ist es klasse, dass ich mal eben ins Schauspiel rüber gehen kann. Es tut sich viel im Carlswerk. Die Mauern stören mich nicht. Dennoch fände ich gut sichtbare Durchgänge gut.“ Und der Stacheldraht sollte natürlich weg. „Was ich mir ganz besonders wünsche, ist mehr Grün.“ Bei unserem Spaziergang durch das ehemalige Industriegelände zwischen Schanzenstraße und Carlswerkstraße zeigt mir Hanna Ungar die Leerflächen und Gebäude, die man ihrer Meinung nach begrünen sollte.

 

Insgesamt ist sie froh über ihre Wohngegend: „Hier ist es friedlich und ruhig. Allein der Fluglärm nervt schon mal.“ Sie zeigt in den Himmel über dem Carlswerk. „Wir sind damals hierher gezogen, weil wir nahe am Rhein wohnen wollten und auch gerne in der Stadt.“ Hier sei ein Eigenheim in dem guten Zustand und in der Größe noch einigermaßen bezahlbar gewesen. Ihre Kinder wachsen hier auf und ihnen möchte sie ein gutes Lebensumfeld schaffen. Dazu gehöre für sie auch, sich für die Sinti- und Romakinder zu engagieren, die oftmals auf sich allein gestellt sind: „Ich würde mich auch um eine Hausaufgabenbetreuung kümmern.“ Gemeinsam mit anderen Familien hat sie verschiedene Aktivitäten gestartet. Die erste Aktion war das Bemalen der Stromkästen. „Damit haben wir Farbe in das Straßenbild gebracht. – Und auch Humor!“ Hanna Ungar setzt sich auf einen Stromkasten, der einen Hund mit angezogener Babywindel zeigt.

 

In der Zehntstraße habe sie nette Nachbarn gefunden. Die Nachbarschaft soll ausgebaut werden. Mit dem alljährlich stattfinden Nachbarschaftsfest seien sie auf einem guten Weg: „Beim Mülheimer Tag haben wir festgestellt, dass es hier viele junge Familien gibt, die was miteinander bewegen möchten.“ Und sie geht noch weiter. Ein Verein sei in Gründung mit dem Arbeitstitel „Nachbarschaft Holweider Straße“. Mit dazu zählt sie die Genovevastraße und die Zehntstraße. Die Keupstraße sei in erster Linie eine Einkaufsstraße, die sich in einer Interessensgemeinschaft (IG) organisiert habe. „Wir arbeiten gerne mit der Keupstraße zusammen bei Festen oder ähnlichem.“

 

Wichtiges Thema für den Verein in Gründung ist die ansehnlichere Gestaltung des Lebensumfeldes. „Es ist hier schön. Im Sommer haben wir hier ein geradezu mediterranes Flair.“ Sie zeigt auf die Häuser in ihrer Straße mit Backsteinfassaden der ehemaligen Felten & Guilleaume-Werkshäuser. Aber sie beschreibt auch die Probleme. „Immer wieder liegt wilder Sperrmüll herum. Ganze Wohnungseinrichtungen landen auf der Straße, ohne Anmeldung bei der AWB als Sperrmüll.“ Ein weiteres Problem sei Fastfood-Essensmüll und damit einhergehend ein Rattenproblem. Auf dem Programm des Vereins stehe – „ganz klar“ – der Einsatz für mehr Sauberkeit. „Daher sind wir auch so interessiert an der Initiative ‚Hallo Nachbar, Danke schön‘. Selbst organisiert haben wir die Teilnahme an der AWB-Mitmachaktion ‚Kölle Putzmunter‘. Das hat schon viel gebracht. Und der erste ‚Beauty Day‘ im April 2018 hat uns bestärkt darin, dass wir nachbarschaftlich eine Menge erreichen können für unsere Straße.“

 

Einfach nur zusammenkommen zum gemeinsamen Kaffeeklatsch oder Waffelbacken auf der Straße, das mache für sie Lebensqualität aus. „Wir wollen die Straße für uns zurück erobern.“ Das bedeutet mediterranes Lebensgefühl für sie und ihre Nachbarinnen: „Ich bringe gerne Menschen zusammen, die normalerweise nicht zusammen kommen würden. Was sie daraus machen, ist dann ihre Sache. Ich sehe mich als Vermittlerin. Zudem möchte ich meine Mitmenschen zum Nachdenken anregen, um selbst tätig zu werden. Wozu ich zu meinem eigentlichen Motto komme: „Einfach machen! Wenn man eine Idee hat, dann sollte man die ausführen, ohne lange darüber nachzudenken.“     

Aktion „Stromkästen bemalen“. Hanna Ungar zeigt auf einen bunt bemalten Stromkasten in der Zehntstraße. Ein kleiner Junge und sein Hund tragen Babywindeln.
Aktion „Stromkästen bemalen“. Hanna Ungar zeigt auf einen bunt bemalten Stromkasten in der Zehntstraße. Ein kleiner Junge und sein Hund tragen Babywindeln.
Szenen aus dem Nachbarschaftsfest Zehntstraße am „Mülheimer Tag“ 2018
Szenen aus dem Nachbarschaftsfest Zehntstraße am „Mülheimer Tag“ 2018
„Mehr Grün in den Straßen und auf dem Carlswerk“ wünscht sich Hanna Ungar. Die Zehntstraße trifft am Ende auf die Carlswerkstraße, die mit einer Backsteinmauer das Carlswerk begrenzt.
„Mehr Grün in den Straßen und auf dem Carlswerk“ wünscht sich Hanna Ungar. Die Zehntstraße trifft am Ende auf die Carlswerkstraße, die mit einer Backsteinmauer das Carlswerk begrenzt.